In Berlin Nikolassee wird Service groß geschrieben. Das erfahre ich nach meinem enttäuschenden Streifzug rund um die Rehwiese. Es ist schwer, hier im Süden der deutschen Hauptstadt auf Spuren von Charles Rennie Mackintosh zu stoßen. Bedeutend einfacher ist es, einen Frisör zu entdecken oder zumindest den Hinweis auf einen solchen. Findet man den Hinweis auf den Frisör, findet man auch den Bahnhof Nikolassee. Soviel zur Orientierung. Und nach dieser gründlichen Einleitung kommt jetzt der Bahnhof.
Foto: (C) Uwe Langner
Bürgergotik, was ist denn das?
Bürgergotik heißt es bei wikipedia. Der Bahnhof Nikolassee sei im Stil der Bürgergotik erbaut worden. Gotik kenne ich. Gotisch ist zum Beispiel der Kölner Dom. Gotisch sind Spitzbögen, Spitzbögenfenster, Rosettenfenster, Rippengewölbe und Strebepfeiler. Wenn das Vertikale durch Stilelemente betont wird, handelt es sich um Gotik. Wenn es möglichst hoch hinaus gehen sollte, war zwischen 1130 und 1520 Gotik die richtige Wahl. Und in der Regel waren es Kirchen bzw. ihre Bauherren, die hoch hinaus wollten. Bürgergotik heißt es vermutlich deshalb, weil ein Bahnhof keine Kirche ist. Außerdem handelt es sich um ein Gebäude aus dem 20. Jahrhundert. Erbaut 1902 von Fritz Bräuning (1879-1951) und Paul Vogler (?), die sich abgesehen von der Gotik weiterer Stilelemente bedient haben. Mir fallen mittelalterliche Zinnenkränze auf und Schweifgiebel aus dem Jugendstil.
Bilder: (C) Uwe Langner, 2018
Kunstpause
Schön oder? Jetzt würde sich anbieten, Ihnen etwas von dem Bahnhof zu erzählen, den Charles Rennie Mackintosh entworfen hat, oder von der gotischen Kirche, der Queens Cross Church, die er gebaut hat. Allerdings habe ich jetzt Hunger. Sie auch? Kommen Sie doch mit. Wir gehen die Prinz-Friedrich-Leopold-Straße direkt gegenüber dem Bahnhof am Hohenzollernplatz hinunter und halten uns links. Hier nehmen wir ein kleines Café in Augenschein. Hoffentlich ist noch ein Tischchen im Café Leopold frei. Ich empfehle warmen badischen Kartoffelsalat mit Buletten und wünsche guten Appetit.
(C) Karen Grol – 19.08.2018
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